Hydrotherapie
Die Hydrotherapie zählt zu den unbestimmten Reiztherapien in der Naturheilkunde. Bei diesem Naturheilverfahren wird Wasser zur Heilung von akuten und chronischen Beschwerden vielfältig eingesetzt. Darüberhinaus dient Hydrotherapie zur Vorbeugung von Krankheiten. Die Wasserheilkunde gibt es seit Jahrtausenden. Schon die alten Römer und Griechen wussten um die Heilung durch Wasser.
WAS IST DIE HYDROTHERAPIE?
In Deutschland verbindet man die Wassertherapie sehr stark mit dem Namen Kneipp. Der Pfarrer Sebastian Kneipp entwickelte im 19. Jahrhundert diese ganz eigene Therapieform zur Vorbeugung und Heilung unterschiedlichster Krankheiten. Seine Forschung zur Hydrotherapie und Heilkraft des Wassers wurde später von anderen Wissenschaftlern und Medizinern aufgenommen und ergänzt. Die Wirkung der Hydrotherapie ist heute wissenschaftlich erwiesen.
WAS IST DAS ZIEL DER HYDROTHERAPIE?
Die Hydrotherapie wirkt als Reiztherapie stimulierend auf das vegetative Nervensystem. Mit hydrotherapeutischen Anwendungen soll darüber hinaus die Durchblutung gesteigert werden. Diese Reize dienen der Umstimmung des Körpers. Die Wirkung und Kraft der Hydrotherapie zeigt sich in der Regulierung der Körperfunktionen. Wasser in verschiedenen Temperaturen und Aggregatzuständen wirkt positiv auf das Herz-Kreislauf-System unseres Körpers ein. Auch die Stoffwechselfunktionen werden mit der Wassertherapie sehr wirksam angeregt.
WELCHE ANWENDUNGSGEBIETE HAT DIE HYDRO-THERAPIE?
Die Hydrotherapie dient der Gesunderhaltung, der Regeneration sowie der Behandlung unterschiedlichster körperlicher Beschwerden und Erkrankungen. Am häufigsten wird eine Kneipp Therapie bei Durchblutungsstörungen, Schwächezuständen, Immunschwäche, Atemwegsbeschwerden, Schlafstörungen und auch Kreislaufschwäche angewandt. Darüber hinaus trägt eine regelmäßige Durchführung wasserbasierter Therapien zur erhöhten Fitness und Wohlbefinden sowie zur psychischen Gesundheit und Widerstandskraft bei. Eine positive Wirkung hat die Hydrotherapie darüber hinaus auf die Verdauung, den Stoffwechsel und das Hormonsystem.
WANN SOLLTE DIE HYDROTHERAPIE NICHT ANGEWENDET WERDEN?
Eine Hydrotherapie ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Vor allem, wenn man an einem grippalen Infekt oder akuten Kreislaufbeschwerden leidet, ist eine Anwendung der Hydrotherapie nicht ratsam. Bei einer empfindlichen Blase sollte man ebenfalls Vorsicht walten lassen. Gleiches gilt bei Hautentzündungen, offenen Wunden oder Krampfadern.
SELBSTANWENDUNG DER HYDROTHERAPIE
Die Heilung mit Wasser hat unterschiedlichste Formen. Die wohl bekanntesten Anwendungen dienen unter anderem der gesundheitlichen Vorsorge. Hierzu zählen Wechselduschen mit heißen oder kalten Temperaturen sowie Saunagänge mit anschließendem Abkühlen. Das allseits bekannte Wassertreten wird ebenfalls gerne vorbeugend angewandt, um die Abwehrkräfte in gesundem Zustand zu stärken. Die meist kniehohen Becken mit kaltem Wasser findet man in jedem größeren Thermalbad. Wassertreten wird auch in vielen Wellnesshotels angeboten. Bei diesen Hydrotherapie Anwendungen wird insbesondere die Durchblutung in den Beinen angeregt.
WEITERE ANWENDUNGEN DER HYDROTHERAPIE
Bei Kneipp Kuren kommen in der Regeln folgende Anwendungsformen der Hydrotherapie regelmäßig zum Einsatz: Bekannt sind die Kneippschen Güsse - hier wird entweder der ganze Körper oder nur Körperteile mit warmen oder kaltem Wasser übergossen. Diese Güsse harmonisieren das vegetative Nervensystem. Diese blitzartigen Güsse sind ein idealer Wasserreiz in der Hydrotherapie und verbessern zusätzlich die Durchblutung der Patienten. Am häufigsten werden Güsse an Füßen und Beinen durchgeführt. Meist sind es so genannte Wechsel-Güsse mit warmen oder heißem Wasser, denen Güsse mit kaltem Wasser folgen.
Bei Wickel oder Packungen wird ein feuchtes Tuch auf Körperstellen gelegt, die man behandeln möchte. Die Wirkung von Wickeln ist weitreichend bekannt. Der Wickel ist ein beliebtes Hausmittel, um bei akuten Erkrankungen zum Beispiel Symptome wie Fieber ohne Medikamente zu senken.
Bei den Abreibungen werden mit feuchten Schwämmen zum Beispiel bestimmte Körperstellen abgerieben. Das Abreiben ist ein Teil der Waschungen in der Hydrotherapie. Bei Waschungen soll vor allem die Haut stimuliert werden. Manche Waschungen sind mit kleinen Massagen vergleichbar.
GÄNGIGE ANWENDUNGEN BEI KUREN
Kneipp Kuren beinhalten außerdem unterschiedliche Bäder wie etwa Sitzbäder, Arm- oder Fußbäder. Teilweise wird hierbei mit unterschiedlichem hydrostatischen Druck des Wasserstrahls gearbeitet. Bei der Hydrotherapie kommen auch mineralische Bäder sowie Bäder mit Kräuterzusätzen zum Einsatz, die einen bestimmten Reiz auslösen sollen. Daneben wird der Dampf des Wassers mit und ohne Kräuterzusätze zur Inhalation genutzt. Weitere Behandlungsformen bei der Hydrotherapie sind Kompressen, Abklatschungen, Massagen, neben Wassertreten auch Tautreten sowie die Durchführung von Trinkkuren. Darüber hinaus werden die Therapien mit Wassergymnastik, Aqua-Jogging und Schwimmen ergänzt.
WIRKUNG DER WASSERHEILKUNDE
Die Hydrotherapie (Wasserheilkunde) ist eine wissenschaftlich anerkannte, physikalische Therapieform. Die Grundidee jeder Wassertherapie ist es, mit Wasser einen Reiz zu setzen. Zur Heilung wird das Wasser in allen unterschiedlichen Aggregatzuständen genutzt, um einen Reiz auf den Körper auszuüben: warmes Wasser, kaltes Wasser, als Eis und auch Wasserdampf.
Darüber hinaus wird auch ein unterschiedlicher Druck des Wassers und Wasserstrahls genutzt, um Druck auf bestimmte Körperstellen auszuüben. Je nach gewünschter Wirkung der Hydrotherapie wird entweder ein sanfter oder ein harter Wasserstrahl angewandt. Entscheidend kann auch die Zeit der Anwendung sein, also entweder eine sehr kurze Wirkzeit (z.B. Eintauchen ins Kaltwasserbecken nach der Sauna) oder eine sehr lange Wirkzeit (z.B. ein Wickel, der lange auf der Körperstelle verbleibt).
Mit diesen Methoden und Variationen setzt der Therapeut unterschiedliche Reize auf den Körper oder einzelne Körperteile - je nach gewünschter Heilwirkung und Erkrankung. Der Körper reagiert auf diese unterschiedlichen Reize.
Wirkung auf das vegetative Nervensystem
Wasser leitet Temperatur viel besser als Luft. Auf den Temperaturwechsel von kalt zu warm reagiert der Körper, indem er bei Kältereiz erstmal die Blutgefäße weitet. Somit kann mit dem warmen Blut mehr Wärme an die Stelle des Kältereizes transportiert werden. Umgekehrt werden bei Wärmereiz die Blutgefäße erstmal verengt.
Übertragen auf Wechselduschen bedeutet dies: bei anfänglichem kalten Duschen werden die Blutgefäße weit. Der Blutdruck sinkt. Wenn dann die warme Dusche folgt, verengen sich die Blutgefäße und der Blutdruck steigt wieder. Wirkt der Wärmereiz länger ein, werden die Blutgefäße wieder erweitert, um Wärme abzugeben, also um zu schwitzen (z.B. in der Sauna).
Es hängt also immer davon ab, ob das Wasser kalt oder warm ist und vor allem, wie lange der Reiz ausgeübt wird. Dementsprechend reagiert der Körper dann eben unterschiedlich. Werden Wechselduschen als Hydrotherapie regelmäßig durchgeführt, so gewöhnt sich der Körper daran. Die Blutgefäße werden trainiert und reagieren mit der Zeit weniger empfindlich.
Dieses Training fördert über das vegetative Nervensystem die Anpassungsfähigkeit des Körpers. Der Körper wird dadurch unempfindlicher gegen Temperatur- oder Wetterwechsel und ist somit nicht mehr so anfällig für Erkältungen oder andere wetterabhängige Beschwerden. Zudem kann mit diesem Verfahren ein aus der Norm geratener Blutdruck wieder normalisiert werden.
Wirkung auf die Organe
Gezielte Reize mit Wasser regen die Durchblutung an. Die Hydrotherapie gilt somit als Reiztherapie und hat unterschiedliche Effekte auf unterschiedliche Organsysteme wie etwa unser Herz-Kreislauf-System. Kälte verringert - wie oben beschrieben - die Herzfrequenz, Wärme beschleunigt sie. Auf Wärme reagiert unsere Muskulatur entspannend, bei Kälte zieht sie sich zusammen. Hydrotherapie wirkt auf Haut und Bindegewebe ein. Zusätzlich wird unsere Atmung beeinflusst. Bei Wärme atmen wir tiefer, wenn es kalt ist, atmen wir flacher und schneller. Auch das Nervensystem reagiert: Unsere Nerven entspannen sich bei Wärme und somit auch unsere Psyche. Daher legen wir uns auch gerne mal in die warme Badewanne, wenn wir gestresst sind.
NEBENWIRKUNGEN DER THERAPIE MIT WASSER
Im Grunde ist die Hydrotherapie für Gesunde und Kranke geeignet. Es kann in manchen Fällen aber zu Nebenwirkungen kommen. Daher sollte eine Anwendung der Hydrotherapie am besten vorab mit Ihrem behandelnden Therapeuten besprochen werden. So können sich bei Patienten mit bestehenden Herz-Rhythmus-Störungen die Beschwerden verstärken. Menschen, die unter Platzangst leiden, könnten eventuell Schwierigkeiten bei der Anwendung der Wickel bekommen. Und bei Personen mit schmerzhaften Durchblutungsstörungen könnten Hautprobleme auftreten. Wenn Sie Bedenken haben, ist es unbedingt notwendig, die Anwendung und Wirkung einer Hydrotherapie entsprechend Ihrem individuellen Gesundheitszustand im Vorfeld abzuklären.
WAS KOSTET EINE THERAPIE MIT WASSER?
Eine Hydrotherapie Behandlung oder Kneipp Kur wird nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen - selbst wenn sie medizinisch sinnvoll oder gar therapeutisch verordnet wurde. Klären Sie am besten frühzeitig, ob Ihre Krankenkasse eine Hydrotherapie übernehmen würde.
Sind Sie interessiert an einer Hydrotherapie für Sie oder Ihre Familienmitglieder? Mit einer Heilpraktiker Zusatzversicherung können Sie sich vor den recht hohen Kosten eines Kuraufenthalts schützen.
Prüfen Sie gleich hier in unserem Rechner, welche Heilpraktiker Versicherung für Sie und Ihre gesundheitlichen Bedürfnisse am besten geeignet ist - kostenfrei und unverbindlich.
Hier geht's zum Rechner:
HISTORIE DER HEILWISSENSCHAFT DES WASSERS
Schon die Römer nutzten die Wasseranwendungen ihrer öffentlichen Bäder für heilende Zwecke. Auch die Griechen in der Antike waren überzeugt von der Wirkung des Wassers. Sie nutzten die Heilkraft des Wassers und setzten es für medizinische Heilbehandlungen ein. In der Neuzeit waren es vor allem der niederschlesische Arzt Siegmund Hahn (1664–1742) und sein Sohn Johann Siegmund Hahn (1696–1773), ebenfalls praktizierender Arzt und Doktor der Philosophie. Die beiden "Wasserhähne" gelten gemeinsam mit dem österreich-schlesischen Landwirt Vinzenz Prießnitz als Begründer und Wegbereiter der heutigen Hydrotherapie.
Sebastian Kneipp - der Wasserarzt
Erst im nächsten Jahrhundert knüpfte der Student Sebastian Kneipp (1821–1897) an diese Forschungen an. Er studierte Philosophie und war an Tuberkulose erkrankt, eine damals noch meist tödlich verlaufende Lungenkrankheit. Über das von Johann Siegmund Hahn veröffentlichte Buch zu den praktischen Erfahrungen der Wasserheilkunde, erfuhr er von der Hydrotherapie und probierte die Wasseranwendungen an sich selbst aus. Überliefert ist, dass er Sommer wie Winter in die eiskalte Donau ging, um sich abzuhärten.
Durch Aktivierung der Selbstheilungskräfte soll sich Pfarrer Kneipp mithilfe der Hydrotherapie von der Tuberkulose geheilt haben. Aus seinen Erkenntnissen hat er die Sebastian Kneipp Therapie entwickelt, von der viele andere Erkrankte profitiert haben. So wurde er sehr schnell als der "Wasserdoktor" bekannt. In Bad Wörishofen, das heute noch als die Zentrale der Kneipp Medizin gilt, entwickelte er später ein ganzes Therapiekonzept, das neben der Wasserheilkunde noch weitere Therapien umfasst. Viele Kur Bäder haben heute dieses Kneippsche Therapiekonzept übernommen.
Die Kneippschen 5 Säulen der Gesundheit
In einem seiner Bücher beschrieb Kneipp die 5 Säulen, auf welchen seiner Meinung nach Gesundheit beruht. Nach diesen Verfahren und Wirkprinzipien wird heute noch die Kneipp Kur zur Behandlung von Erkrankungen, zur Regeneration und zur Erhaltung der Gesundheit durchgeführt. Dabei handelt es sich um die Wasseranwendungen, die Ernährungstherapie, die Bewegungstherapie, die Pflanzenheilkunde und die Ordnungstherapie, also der Balance in der Lebensführung.