Hyperthermie

Hyperthermie ist eine physikalische Therapieform. Hierbei wird der Körper für therapeutische Zwecke erwärmt. Hyperthermie kommt meist begleitend in der Krebstherapie zum Einsatz. Wärme hat darüber hinaus noch zahlreiche andere Wirkungen auf den Körper. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Aktivierung des Immunsystems bis hin zur Schmerzbehandlung von Patienten.

WAS IST HYPERTHERMIE?

Bei der Hyperthermie macht man sich das Wissen zunutze, dass Wärme einen Einfluss auf die Vorgänge im menschlichen Körper hat. Bei der Hyperthermie findet eine gezielte Überwärmung des Körpers oder einzelner Körperstellen statt. Hyperthermie ist ein Übergriff unter welchem verschiedene Behandlungsverfahren zur Erwärmung des Körpers zusammengefasst wird.

Wärmebehandlung auf Wärmebett
Thermometer

Behandlungsprinzip der Hyperthermie

Hyperthermie beruht auf der Erkenntnis, dass Krebszellen hitzeempfindlicher sind, als gesunde Zellen. Ein Großteil der kranken Zellen stirbt bei Behandlungen mit hohen Temperaturen ab. Die gesunden Zellen tolerieren hingegen erhöhte Temperatur - wie man es von Fieber kennt. 

Die Hyperthermie Behandlung kann passiv oder aktiv angewandt werden. Aktiv bedeutet, die Wärme kommt vom Körper selbst. Passiv bedeutet, die Wärme wird von Außen zugeführt. 

Wärme von Innen heißt, der Patient hat Fieber. Das Fieber wird bei dieser Anwendung durch abgetötete Krankheitserreger künstlich erzeugt. Diese inaktiven Krankheitserreger täuschen dem Körper eine Infektion vor. Die Immunabwehr wird aktiv und ergreift Abwehrmaßnahmen. Die Erhöhung der Temperatur schädigt Viren und andere Bakterien. Auch ein Ausheilen von chronischen Infekten ist dadurch möglich.

Wird die Wärme passiv von Außen zugeführt, verwendet man hierfür unter anderem Infrarot-A-Strahlung, Ultraschall, Mikrowellen, elektromagnetische Wellen oder auch Radiowellen.

Frau bei der Wärbebehandlung
Elektromagnetisches Gerät

Was ist das Ziel der Hyperthermie Behandlung?

Ziel der Hyperthermie Behandlung ist es, den ganzen Körper oder nur bestimmte Körperteile durch erhöhte Temperatur direkt anzusprechen. Hyperthermie wird vor allem in der alternativen Krebstherapie gezielt zur Tumorbehandlung eingesetzt. Eine Hyperthermie kann die Wirkung einer Chemotherapie oder Strahlentherapie verstärken. 

Darüber hinaus wird Hyperthermie in der Schmerztherapie angewandt. Ziel ist es, chronische Schmerzen zu mindern, indem die Schmerzrezeptoren durch die Hitze blockiert werden. Zudem verspricht man sich von dem angeregten Stoffwechsel eine bessere Wundheilung und Regeneration. 

Außerdem nutzt man die erhöhte Temperatur bei der Hyperthermie, um ein überaktives Immunsystem zu beruhigen. Wärme unterdrückt einige Funktionen des Immunsystems. Mithilfe der Immunregulation können Allergien oder Autoimmunkrankheiten besser behandelt werden.

Frau bei der Magnettherapie

Durchführung einer Hyperthermie

Die Hyperthermie wird nur von ausgebildeten Fachärzten (Strahlentherapeuten oder Radioonkologen) in speziellen Gesundheitszentren für Radioonkologie oder Strahlentherapie durchgeführt.

Vor der Hyperthermie führt der Arzt oder Therapeut ein intensives Aufklärungs- und Informationsgespräch mit den Patienten durch. Sie werden über alle möglichen Nutzen und Risiken sowie Nebenwirkungen der Erhöhung der Körpertemperatur aufgeklärt. Zudem erfolgt vor der Behandlung eine ausführliche Untersuchung des Patienten.

Wird Hyperthermie in der Behandlung von Krebs eingesetzt, muss darauf geachtet werden, dass durch die Erhöhung der Temperatur kein gesundes Gewebe geschädigt wird. Hierfür wird zunächst die Temperaturverteilung mithilfe eines bildgebenden Verfahrens (Computertomografie oder Kernspintomografie) berechnet und die Therapie individuell auf die Krebspatienten abgestimmt. Anschließend werden die Patienten in einen so genannten Ring-Applikator gelegt. In diesem Applikator erwärmen elektromagnetische Wellen ein ringförmiges Wasserkissen, deren Energie von dort in die Körper der Krebspatienten geleitet wird.

Die Hyperthermiebehandlung dauert in der Regel eine Stunde lang. Das Tumorgewebe wird dabei auf ca. 40 bis 43 Grad Celsius erhitzt. Da der Tumor in dieser Zeit empfindlicher ist, wird dem Patienten während der Hyperthermie zusätzlich die Chemotherapie Lösung verabreicht. Der Patient wird dabei permanent von Ärzten und Krankenpflegern überwacht und versorgt. Die Therapie wird über mehrere Woche meist zwei mal wöchentlich durchgeführt.

Anwendungsarten der Überwärmung

Es gibt verschiedene Durchführungsarten der passiven Hyperthermie, also der Überwärmung durch elektromagnetische Wellen. Abhängig von der zu behandelnden Krebsart oder dem Tumor, werden in speziellen Kliniken oder Zentren für Strahlentherapie und Radioonkologie unterschiedliche Methodiken der Hyperthermiebehandlung angewandt.

Junge bekommt Elektrotherapie

Regionale Tiefenhyperthermie

Diese Form der Hyperthermiebehandlung ist insbesondere für tiefsitzendes Tumorgewebe vorgesehen. Dabei wird nur das betroffene Gewebe oder der Tumor gezielt erwärmt. Die regionale Tiefenhyperthermie kommt unter anderem bei Darmkrebs oder bei Tumoren und Geschwülsten in Armen und Beinen zum Einsatz.

Ganzkörper Hyperthermie

Bei dieser Therapie wird der gesamte Körper - außer der Kopf - erwärmt. Diese Hyperthermiebehandlung wird ausschließlich in Vollnarkose und mit intensivmedizinischer Überwachung durchgeführt.

Lokale Oberflächen Hyperthermie

Diese Form der Hyperthermie wird besonders bei Tumoren und Krebsarten angewandt, die nah an der Hautoberfläche sitzen, jedoch nicht operabel sind. Hierzu zählen Knoten am Hals oder wiederkehrender Brustkrebs.

Teilkörper Hyperthermie

Die Teilkörper Hyperthermie ist eine Weiterentwicklung der regionalen Tiefenhyperthermie. Diese Therapie ist unter anderem bei größeren Tumoren im Unterbauch eingesetzt.

Interstitielle Hyperthermie

Bei der Interstitiellen Hyperthermie werden die Wärmequellen über Darm oder Vagina direkt an das betroffene Gewebe oder den Tumor herangebracht. Die Erwärmung kann somit auf ein kleines Gebiet begrenzt werden.

Anwendungsgebiete der Hyperthermie

Die Hyperthermie kommt für unterschiedlichste Krankheiten und Körperbereiche zum Einsatz. Am häufigsten wird Hyperthermie begleitend zur Strahlentherapie oder Chemo-Therapie bei Krebs eingesetzt. Insbesondere wird Hyperthermie bei schwierig zu operierenden oder nicht operablen Tumoren wie etwa bei Kopf Hals Tumoren eingesetzt.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Anwendungsgebiete wie etwa Rheuma, chronische Schmerzen (Rückenschmerzen, Migräne), Hautallergien, Neurodermitis oder chronische Entzündungen. Auch bei infektiösen Erkrankungen wie Keuchhusten, Typhus, Lungenentzündung (Pneunomie) sowie bei Virusinfektionen kann Hyperthermie eine Linderung der Krankheit bringen.

Behandlung von Rückenschmerzen

Wann ist Hyperthermie nicht zu empfehlen

Eine Hyperthermiebehandlung sollte nicht bei Schwangeren durchgeführt werden. Des Weiteren sind Patienten mit Herzproblemen, mit Herzschrittmachern oder künstlichen Gelenken von der Behandlung auszuschließen.

Wirksamkeit der Hyperthermie Behandlungsmethode

Die medizinische Wirkung der Hyperthermie wird vor allem durch die bessere Durchblutung des erwärmten Gewebes erzeugt. Insbesondere in der Behandlung von Krebs wird sich diese Wirkung zunutze gemacht. Es gibt viele Tumore, die schlecht durchblutet werden und somit resistenter gegen Strahlentherapie oder Chemotherapie sind.

Durch Hitze können auch die schlecht durchbluteten Bereiche des Tumors wirksam behandelt werden. Genauer gesagt, erhöht die durch elektromagnetische Wellen erzeugte Wärme die Blutversorgung im Bereich des Tumorgewebes. Dadurch verbrauchen die Krebszellen mehr Energie und Sauerstoff, was zur Folge hat, dass sich mit der Zeit Nährstoffarmut im Tumorgewebe einstellt.

Das Milieu des Tumors wird sauer und somit geschwächt. Die Folge: die Krebszellen werden empfindlicher für die Behandlungen mit Chemo und Strahlentherapie. Darüber hinaus entstehen bei höheren Temperaturen so genannte Hitzeschockproteine (Stresseiweiße), welche die körpereigenen Killerzellen aktivieren und den Tumor angreifen. 

Rote und weiße Blutkörperchen

Risiken und Nebenwirkungen der Hyperthermie

In den meisten Fällen treten keine wesentlichen Nebenwirkungen durch die erhöhten Temperaturen auf. Jedoch ist die Therapie für die Patienten keinesfalls angenehm. Die Wärmerezeptoren im Körper schlagen Alarm und senden Schmerzbotenstoffe. Gegen diese Nebenwirkungen der Therapie können Medikamente verabreicht werden oder die Hyperthermie wird unter einer leichten Betäubung durchgeführt. 

Durch die Überwärmung kommt es außerdem zur Belastung des Herz-Kreislauf-Systems. In manchen Fällen können leichte bis schwerwiegendere Nebenwirkungen auftreten. Dies äußert sich dann durch Rötungen und Schwellungen der Haut - im schlimmsten Fall können auch Verbrennungen der Haut auftreten. 

Wenn die Hyperthermie begleitend zur Behandlung von Tumoren durchgeführt wird, so verstärken sich die Nebenwirkungen von Strahlen- oder Chemotherapie sowie der zugehörigen Medikamente. Als unangenehme Nebenwirkungen können auch allergische Reaktionen auf ein Lokalanästhetikum sowie Infektionen oder Nervenverletzungen vorkommen.

Kosten einer Hyperthermie Behandlung

Die Hyperthermie Behandlung ist derzeit noch im Stadium der Forschung und Entwicklung. Eine Reihe von Studien konnte bereits die Wirksamkeit der Hyperthermie in Kombination mit Chemotherapie und Strahlentherapie nachweisen. Zudem gibt es viele Fachdiskussionen über diese Therapie, jedoch werden die Kosten für die Hyperthermie derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Hyperthermie ist im Hufeland-Leistungsverzeichnis gelistet. Bei einer modernen Heilpraktiker Zusatzversicherung beziehen sich die versicherten Leistungen auf die im Hufelandverzeichnis gelisteten Alternativen Heilverfahren und Therapien.

Ob und in welcher Form eine Hyperthermiebehandlung für Sie in Frage kommen könnte, sollten Sie unbedingt mit Ihrem betreuenden Arzt oder Therapeuten besprechen.

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Historie der Hyperthermie

Schon vor Jahrtausenden wusste man um die heilenden Effekte von Wärme. So soll der berühmte griechische Arzt Hippokrates gesagt haben: "Was Arzneimittel nicht heilen, heilt das Eisen, was das Eisen nicht heilt, heilt das Feuer".

W.B. Coley - Vater der Krebsimmuntherapie

Diesen Grundsatz griff der New Yorker Chirurg W. B. Coley (1862 bis 1936) gegen Ende des 19. Jahrhunderts wieder auf. Er erreichte erstaunliche Tumorrückbildungen durch künstliches Fieber. Er fand heraus, daß ein bösartiger Tumor sensibler auf Hitze reagiert als gesundes Gewebe. Die Folge: Der Tumor hört häufig auf zu wachsen oder bildet sich sogar zurück. Mit dieser Erkenntnis konnte er zu seiner Zeit erstaunliche Erfolge bei betroffenen Patienten erzielen.

Vor der Ära der Chemotherapie und Strahlentherapie stellte seine sogenannte Fiebertherapie die einzige systemische Behandlung von Krebszellen dar. Er gilt heute als Begründer der Krebsimmuntherapie. Coleys Behandlungsart geriet durch die moderne Krebsbehandlung lange Zeit in Vergessenheit. Erst in den letzten 20 Jahren fand die Hyperthermie als therapeutische Überwärmung wieder Einzug in die Behandlung unterschiedlicher Krebsarten. Es wird inzwischen eingesetzt, um die Wirksamkeit herkömmlicher Behandlungsformen wie Strahlen- und Chemotherapie zu unterstützen und zu steigern.

Historische Schriftrollen

Manfred von Ardenne - Entwickler der passiven Ganzkörperhyperthermie

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war es der deutsche Naturwissenschaftler Manfred von Ardenne (1907 bis 1997), der als erster eine passive Ganzkörperhyperthermie am Patient einsetzte. Er war der angewandten Physik zugewandt und entwickelte eine Therapie, mit der Krebs durch Hyperthermie, Glucose und Sauerstoff in Kombination mit Chemotherapie in mehreren Sitzungen bekämpft werden sollte. 

Swiss Hyperthermia Network

Heute gibt es in Deutschland noch nicht viele Kliniken oder Zentren, die mit den hochtechnischen Geräten der Hyperthermie ausgestattet sind und dies begleitend zur Strahlentherapie oder Chemotherapie anbieten. In der Schweiz ist die Anwendung der Hyperthermie als Alternative zur rein konventionellen Behandlung von Krebs bereits ein gängiges Therapiemittel. Dort hat sich ein Klinikverbund aus insgesamt 15 Kliniken im Jahr 2015 zum "Swiss Hyperthermia Network" zusammengeschlossen. Patienten können dadurch in verschiedenen Bereichen der Schweiz mit Hyperthermie behandelt werden.